Historie
Der Werdegang des Turngau Mittelhessen e.V.
Als 1946 die Turnerinnen und Turner in Hessen einen neuen Verband gründeten, wurden die im Landkreis Gießen beheimateten Turnvereine zunächst als loser Zusammenschluss im Landessportbund Hessen erst als Sparte, dann als Fachgruppe Turnen geführt. Im Herbst 1948 wurde dann ein Turntag vom damaligen Sportkreisvorsitzenden Dech aus Wieseck nach Gießen einberufen. Dort wurde die Satzung des Hessischen Turnverbandes angenommen, ein Vorstand gewählt und den Turnvereinen des Landkreises Gießen, die ihnen im Rahmen des Landessportbundes zugedachte Organisation gegeben.
Der im Jahre 1948 gewählte Vorstand mit Hans Stein aus Garbenteich, an der Spitze hatte die turnerische Organisation im mittelhessischen Raum nie in Provinz- oder gar Kreisverwaltungsgrenzen gezwängt. So gehörte von Anfang an der nördliche Teil des Kreises Wetzlar, die alte „preußische Ecke“, zum Turnkreis Gießen. Gelungen war deshalb die erfolgte Umbenennung des Turnkreises Gießen in
Auf dem Kreisturntag am 20. April 1952 in Gießen entschlossen sich die Delegierten, die Fachgruppe Turnen in „Turngau Lahn-Dünsberg“ umzubenennen.
Der Vorstand im Turngau Lahn-Dünsberg
Vorsitzender | Hans Stein | Garbenteich |
Oberturnwart | Karl Reuter | Gießen |
Kassenwart | Karl Strack | Gießen |
Geschäftsführer | Karl Strack | Gießen |
„Turngau Lahn-Dünsberg“ – ein bis 1953 in unserer Heimat selbständiger Turnverband neben der Deutschen Turnerschaft und dem Arbeiter-Turn und -Sportbund, denen einst die Mehrzahl der ländlichen Turnvereine angehörte.
Der Turngau Alsfeld-Lauterbach
1. Vorsitzender | Gustav Hofmann | Grebenhain |
2. Vorsitzender | Edmond Ebeling | Alsfeld |
Kreis-Oberturnwart | Hans Thöt | Alsfeld |
Kreis-Geschäftsführer | Hermann Möller | Lauterbach |
Der 2. Vorsitzende des Turngaues Alsfeld-Lauterbach, Edmond Ebeling, nahm mit Hans Stein, dem Vorsitzenden des Turngaues Lahn-Dünsberg, Verhandlungen wegen eines Zusammenschlusses der beiden Turngaue auf. Am 26. April 1953 wurde zu einem gemeinsamen Gauturntag nach Grünberg eingeladen. Von Versammlungsleiter Rudolf Paul wurde der Vorschlag gemacht, den neu zu bildenden Gau „Turngau Mittelhessen“ zu nennen. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen und der Turngau Mittelhessen war entstanden. Gauvorsitzender wurde Hans Stein, sein Stellvertreter Edmond Ebeling.
Turngau Mittelhessen gegründet
Nach längeren Vorbereitungsarbeiten ging endlich der Wunsch vieler Turnerinnen und Turner unseres engeren Heimatgebietes in Erfüllung. Am Sonntag morgen schlossen sich in der Turnhalle zu Grünberg die beiden Turngaue Alsfeld-Lauterbach und Gießen unter dem Namen „Mittelhessen“ zusammen.
Nach einer schlichten Feierstunde, ausgestaltet vom TSV Grünberg, eröffnete Versammlungsleiter Paul (Gießen) die Tagung. Dann ergriff Edmond Ebeling, Gauvorsitzender des Gaues Alsfeld-Lauterbach das Wort und betonte in seiner kurzen Ansprache, dass dieser Zusammenschluss eine gleichgelagerte und zentral geleitete Ausbildung der Turnerinnen und Turner dieses Gebietes ermögliche.
Auch Hans Stein Gauvorsitzender des Gaues Lahn-Dünsberg, betonte, dass ein Zusammenschluss beider Turngaue nur vorteilhaft für das Turnwesen sein kann. Anschließend nahm die Versammlung den Vorschlag des Versammlungsleiters Paul, den neuen Turngau „Mittelhessen“ zu nennen an. die nachfolgenden Wahlen eines Vorstandes, eines erweiterten Vorstandes und eines Turnrates wurden durchgeführt.
Führung des Turngau Mittelhessen
Der 1. Gauvorstand 1953
1. Vorsitzender | Gustav Hofmann | Grebenhain |
Stellv. Alsfeld | Edmond Ebeling | Alsfeld |
Stellv. Gießen | Rudolf Paul | Gießen |
Oberturnwart | Karl Reuter | Gießen |
Geschäftsführer | Karl Strack | Gießen |
Frauenwartin | Erna Schilder | Treis |
Pressewart | Franz Hofmann | Lauterbach |
Beisitzer Alsfeld | Hans Thöt | Alsfeld |
Beisitzer Gießen | Karl Daupert | Wieseck |
Beisitzer Lauterbach | Hermann Möller | Lauterbach |
Der Turnausschuss 1953
Kinderturnen | Wilhelm Brandenburger | Hungen |
Kinderturnen | Fritz Bonacker | Schlitz |
Jugendturnen | Ludwig Wolfschlag | Lollar |
Männerturnen | Rudi Förster | Alsfeld |
Frauenturnen | Anna Schmidt | Heuchelheim |
Altersturnen | Wilhelm Eidmann | Maar |
Kampfrichterwart | Hans Thöt | Alsfeld |
Schwimmen | Franz Sauer | Gießen |
Fechten | Ludwig Gerhard | Gießen |
Kunstturnen | Willi Schmiedel | Odenhausen/L |
Wanderwart | Hermann Möller | Lauterbach |
Volksturnen | Werner Pontow | Lauterbach |
Spielmannswesen | Helmut Haas | Steinbach |
Im Turngau Mittelhessen sind die Turn- und Sportvereine zusammengeschlossen, die für den Hessischen Turnverband ihre Bestandsmeldung an den Landessportbund Hessen abgegeben haben. Eine erfreuliche Tatsache sind, die jährlichen Mitgliedszuwächse, die auf die Aktivitäten unserer gut ausgebildeten Übungsleiter und Fachwarte zurückzuführen sind. Ferner bemüht sich der Gauvorstand den Kontakt mit kleineren Vereinen zu suchen, um dort das gymnastische und turnerische Leben zu aktivieren, oder neue Abteilungen zu gründen.
Der Turngau Mittelhessen ist ein ländlicher Turngau, er umfasst die politischen Kreise: Gießen, Alsfeld und Lauterbach (Alsfeld und Lauterbach heute der Vogelsbergkreis) und die nach der Gebietsreform ebenfalls dem Landkreis Gießen zugeordneten, aber zur Gründung noch zum Landkreis Wetzlar gehörenden Großgemeinden Wettenberg und Biebertal (alte preußische Ecke) an und ist mit der Städtelinie Gießen–Alsfeld–Lauterbach doch das Herzstück des schönen Hessenlandes. Wir pflegen in unseren Vereinen das volkstümliche Turnen, das heißt eine vielseitige turnerische Leibesübung, wie zum Beispiel: Gerätturnen, Gymnastik, Fechten, Rhönradturnen, Wandern „Turnen für Jedermann“ sowie alle turnerischen Ballspiele. Wir pflegen in den Gymnastikgruppen auch den Volkstanz. Unsere Vereine bieten für jüngere und ältere Menschen die Gelegenheit sich körperlich zu bewegen, und wenn man dieses im Kreise gleichgesinnter Menschen tun kann, macht es besonders viel Freude.
Erfreulicherweise können wir feststellen, dass eine Anzahl Gymnastikgruppen sich neu gegründet haben. In diesen Abteilungen ist das Turnen wirkliche Freizeiterfüllung, vielseitig und freudebetont, auf Gesunderhaltung und frohes Bewegen ausgerichtet. Dank unserer Fachkräfte im Turnen, der Gymnastik, im Gesundheitsbereich und in der Seniorenarbeit, betreiben viele Turnen und Sport im Kreise gleichgesinnter Menschen, zur eigenen Erbauung und zur Gesunderhaltung ihres Körpers.
Der Turngau Mittelhessen war zahlenmäßig der viertgrößte und ist jetzt der drittgrößte Turngau im Hessischen Turnverband und misst in der West-Ost-Richtung 100 Kilometer. Diese gewaltige Ausdehnung erschwert nicht nur die turnerische Arbeit, sondern verteuert diese auch ganz erheblich. Trotz dieser Schwierigkeiten entwickelt sich im Turngau Mittelhessen ein reges turnerisches Leben. Gauturnfeste, Gaukinderturnfeste und die Gymnastikschauen gehören zu den beliebtesten und öffentlichkeitswirksamsten Veranstaltungen.
Die Bergturnfeste waren und sind in Mittelhessen besonders beliebt. Hierbei spielt zum Teil die alte Lahn-Dünsberg-Tradition eine Rolle. So gehören noch heute einen jährlich den „Berg“ wechselndes Fest im Turngau Mittelhessen e. V. und das traditionelle Bergfest auf Oberhessens Hausberg dem Hoherodskopf, das von den Turngauen Mittelhessen und Wetterau Vogelsberg ausgerichtet wird, zum festen Bestandteil eines jeden Turnjahres.
Zwanzig Jahre nach der Wiederaufnahme des Turnens in unserer Region, 1966 gehörten zum Turngau Mittelhessen 6.614 Turner und 4.095 Turnerinnen, organisiert in 74 Vereinen. Und dann emanzipierten sich die Frauen und Mädchen im Turngau Mittelhessen, wollten Sport treiben – Gymnastik und Tanz, Aerobic und Turngruppen für Kinderturnen und aller Altersgruppen. Mit diesen neuen Angeboten stieg die Zahl der Turnvereine und Turnabteilungen in Vielspartenvereinen enorm an, so dass wir heute 50 Jahre nach der Gründung der drittstärkste Turngau im Hessischen Turnverband mit 10.036 Turnern und 26.536 Turnerinnen in 187 Vereinen sind. Hier wie anderswo sind ca. 75 Prozent der Mitglieder Frauen und Mädchen. Die Aktivität der Frauen ist ja fast sprichwörtlich. Es hat sich bei den Turnerinnen ein Stamm herauskristallisiert, der ein gesundes Leistungsstreben fördert. In ähnlicher Weise verhält es sich bei den Turnern und Altersturnern. Älter gewordene Turnerinnen und Turner betreiben Turnen und Gymnastik im Kreise gleichgesinnter Menschen, zur eigenen Erbauung und zur Gesunderhaltung ihres Körpers.
Nach dem plötzlichen Tod von Hans Stein 1965 übernahm Richard Büchner (Steinbach) die Führung des Turngaues. Er bemühte sich besonders um die Vereine im jetzigen Vogelsbergkreis, er animierte sie zur Teilnahme an den Gauveranstaltungen und sorgte dafür, dass die Austragungsorte über das gesamte große Gaugebiet verteilt wurden. 1982 legte er die Gauführung in jüngere Hände.
Rolf Dieter Beinhoff (Steinbach) übernahm die Aufgaben. Er bemühte sich sehr, dass das Kunstturnen im heimischen Raum – trotz schlechter Bedingungen – nicht untergeht und rief die Vereine auf, Angebote für Kinder und Jugendliche zu verstärken. Aus beruflichen Gründen gab er die von ihm mit viel Engagement geführte Position 1990 ab.
Seit 1990 wird der Turngau Mittelhessen von Ingrid Hubing (Kleinlinden) erfolgreich geführt. Aus- und Fortbildung von Übungsleitern stehen im Mittelpunkt der Gauarbeit. Gute Arbeit in den einzelnen Fachgebieten und der gute Ruf der mittelhessischen Jugendarbeit könne als „Markenzeichen“ gelten.
Unser Wunsch für die Zukunft sei:
Möge in unseren Vereinen diese lebendige Arbeit erhalten bleiben, möge die Jugend zeitgemäß und modern betreut werden und neben der Pflege des Breitensports auch das vernünftige und sinnvolle Leistungsstreben gewährleistet sein. Gebt weiterhin allen Menschen die Gelegenheit sich körperlich zu betätigen. Außerdem wünschen wir, dass unsere turnerische Arbeit, unser Wollen und Tun, akzeptiert wird und wir noch mehr Freunde und Anhänger finden.